Mittwoch, 28. Mai 2014

Der Planet der Banken

Robert Jenkins, prominenter Finanzexperte, nannte jüngst in einer Rede vor der New York Society of Security Analysts folgende bemerkenswerten Kennziffern (alle in USD) über das weltweite Finanzsystem: Chinas Devisenreserven – 3,6 Billionen; US Fed Bilanzsumme – 4 Billionen; täglicher Devisenumsatz – 5 Billionen; US Staatsschulden – 17 Billionen; weltweite Finanzvermögen – 80 Billionen; weltweite nominale Derivativvolumen – 700 Billionen. 1980 entsprach der Finanzsektor innerhalb der OECD 10% des Wirtschaftsproduktes. 2007, vor Beginn der Finanzkrise, waren es 30%. Der tägliche Umsatz von Finanztransaktionen entsprach alleine in den USA 1970 2-x GDP, 1980 6,4-x GDP und im Jahr 2000 52-mal GDP. Solche Dimensionen machen ein System extrem anfällig, weil schon geringe Veränderungen gewaltige Auswirkungen haben. Sollte nur 1% der Derivatkontrakte schiefgehen, sind 7 Billionen vernichtet. Sollte China seine Auslandsreserven um 10% reduzieren, würde dies 360 Mrd. an Einkaufsvolumen und Umsatz bedeuten. Bestehende Richtlinien erlauben Banken eine Leverage von 33:1; d. h. eine Bank, deren Aktiva um nur 3% abwerten, hat 100% ihrer Eigenmittel verloren. Wohin soll das führen?

Tatsache ist, dass der Mensch von Finanztransaktionen alleine nicht leben kann. Angenommen, 1.000 Schiffbrüchige landen auf einer unbewohnten Insel. Das mitgebrachte Bargeld wird ihnen nur dann nutzen, wenn jemand unter ihnen bereit ist, für dieses Bargeld eine Leistung zu erbringen. Wenn sich alle nur gegenseitig Geld austauschen, werden sie früher oder später verhungern.

Der Finanzsektor ist nicht in dem Sinn parasitär, dass er möglicherweise keine reale Wertschöpfung bringt. Im Gegenteil: er schafft Beschäftigung und steuerpflichtige Einkommen, d. h. er schafft Einkommen für den Staat und Kaufkraft. Die Frage ist jedoch, was ist die Quelle dieser Staatseinkommen und Kaufkraft? Angenommen, Investment Bank A vermittelt die Fusion von Firmen B und C und erhöht dadurch den fusionierten Shareholder Value um 100. Es erscheint nur fair, dass die Investment Banker dafür eine Provision von 10 als Einkommen erhalten, das sie versteuern müssen und in der Realwirtschaft ausgeben können. John Maynard Keynes lässt grüßen. Für die Schiffbrüchigen auf der unbewohnten Insel würde dieses System nicht funktionieren!

Ein Finanzsektor hat vielerlei Aufgaben. Idealerweise würde er immer für Wachstum in der Realwirtschaft sorgen. Auf jeden Fall sollte er jedoch stabil sein, vor allem, wenn seine Größe Dimensionen annimmt, wie man sie derzeit vorfindet. Ein instabiler Finanzsektor kann die Realwirtschaft nachhaltig beschädigen.

Prof. Jenkins plädiert für eine Einschränkung des Verschuldungsgrades („Leverage“) im Finanzsektor. Je niedriger die Leverage, desto höher der Sicherheitspuffer, mit dem der Finanzsektor allfällige Einbrüche aus eigener Kraft bewältigen kann. Dies ist Wasser auf die Mühlen von Hellwig/Admati, die das gleiche Argument in ihrem Buch „Des Bankers neue Kleider“ gemacht haben. Am Beispiel der Deutsche Bank, die derzeit eine Leverage von 33:1 hat: würden nur 3% ihrer Aktiva wertlos werden, wären ihre Eigenmittel von 56 Mrd.EUR vernichtet. Hätte die Deutsche Bank eine Leverage im Ausmaß jener Leverage, die die Deutsche Bank von ihren Kunden verlangt (20-30% Eigenmittel), dann würde sie einen Verlust von 3% ihrer Aktiva kaum spüren.

Gegner von erhöhtem Eigenkapitalerfordernis im Finanzsektor führen immer 2 Argumente ins Feld: Banken verdienen nicht genug, um dieses Eigenkapital selbst zu verdienen und es gibt nicht genug Anlagekapital im Markt, um alle Banken mit erhöhtem Eigenkapital auszustatten. Wenn dem so ist, dann muss man daraus ableiten, dass der Finanzsektor einer Strukturbereinigung bedarf. Dann gibt es offensichtlich mehr Banken, als die Marktwirtschaft im freien Wettbewerb mit ausreichenden Gewinnen und ausreichenden Eigenmitteln ausstatten kann. Dann sollte man an den Spruch „weniger ist mehr!“ denken.

 Originalveröffentlichung hier

Robert Jenkins, prominenter Finanzexperte, nannte jüngst in einer Rede vor der New York Society of Security Analysts folgende bemerkenswerten Kennziffern (alle in USD) über das weltweite Finanzsystem: Chinas Devisenreserven – 3,6 Billionen; US Fed Bilanzsumme – 4 Billionen; täglicher Devisenumsatz – 5 Billionen; US Staatsschulden – 17 Billionen; weltweite Finanzvermögen – 80 Billionen; weltweite nominale Derivativvolumen – 700 Billionen. 1980 entsprach der Finanzsektor innerhalb der OECD 10% des Wirtschaftsproduktes. 2007, vor Beginn der Finanzkrise, waren es 30%. Der tägliche Umsatz von Finanztransaktionen entsprach alleine in den USA 1970 2-x GDP, 1980 6,4-x GDP und im Jahr 2000 52-mal GDP. Solche Dimensionen machen ein System extrem anfällig, weil schon geringe Veränderungen gewaltige Auswirkungen haben. Sollte nur 1% der Derivatkontrakte schiefgehen, sind 7 Billionen vernichtet. Sollte China seine Auslandsreserven um 10% reduzieren, würde dies 360 Mrd. an Einkaufsvolumen und Umsatz bedeuten. Bestehende Richtlinien erlauben Banken eine Leverage von 33:1; d. h. eine Bank, deren Aktiva um nur 3% abwerten, hat 100% ihrer Eigenmittel verloren. Wohin soll das führen?
Tatsache ist, dass der Mensch von Finanztransaktionen alleine nicht leben kann. Angenommen, 1.000 Schiffbrüchige landen auf einer unbewohnten Insel. Das mitgebrachte Bargeld wird ihnen nur dann nutzen, wenn jemand unter ihnen bereit ist, für dieses Bargeld eine Leistung zu erbringen. Wenn sich alle nur gegenseitig Geld austauschen, werden sie früher oder später verhungern.
Der Finanzsektor ist nicht in dem Sinn parasitär, dass er möglicherweise keine reale Wertschöpfung bringt. Im Gegenteil: er schafft Beschäftigung und steuerpflichtige Einkommen, d. h. er schafft Einkommen für den Staat und Kaufkraft. Die Frage ist jedoch, was ist die Quelle dieser Staatseinkommen und Kaufkraft? Angenommen, Investment Bank A vermittelt die Fusion von Firmen B und C und erhöht dadurch den fusionierten Shareholder Value um 100. Es erscheint nur fair, dass die Investment Banker dafür eine Provision von 10 als Einkommen erhalten, das sie versteuern müssen und in der Realwirtschaft ausgeben können. John Maynard Keynes lässt grüßen. Für die Schiffbrüchigen auf der unbewohnten Insel würde dieses System nicht funktionieren!
Ein Finanzsektor hat vielerlei Aufgaben. Idealerweise würde er immer für Wachstum in der Realwirtschaft sorgen. Auf jeden Fall sollte er jedoch stabil sein, vor allem, wenn seine Größe Dimensionen annimmt, wie man sie derzeit vorfindet. Ein instabiler Finanzsektor kann die Realwirtschaft nachhaltig beschädigen.
Prof. Jenkins plädiert für eine Einschränkung des Verschuldungsgrades („Leverage“) im Finanzsektor. Je niedriger die Leverage, desto höher der Sicherheitspuffer, mit dem der Finanzsektor allfällige Einbrüche aus eigener Kraft bewältigen kann. Dies ist Wasser auf die Mühlen von Hellwig/Admati, die das gleiche Argument in ihrem Buch „Des Bankers neue Kleider“ gemacht haben. Am Beispiel der Deutsche Bank, die derzeit eine Leverage von 33:1 hat: würden nur 3% ihrer Aktiva wertlos werden, wären ihre Eigenmittel von 56 Mrd.EUR vernichtet. Hätte die Deutsche Bank eine Leverage im Ausmaß jener Leverage, die die Deutsche Bank von ihren Kunden verlangt (20-30% Eigenmittel), dann würde sie einen Verlust von 3% ihrer Aktiva kaum spüren.
Gegner von erhöhtem Eigenkapitalerfordernis im Finanzsektor führen immer 2 Argumente ins Feld: Banken verdienen nicht genug, um dieses Eigenkapital selbst zu verdienen und es gibt nicht genug Anlagekapital im Markt, um alle Banken mit erhöhtem Eigenkapital auszustatten. Wenn dem so ist, dann muss man daraus ableiten, dass der Finanzsektor einer Strukturbereinigung bedarf. Dann gibt es offensichtlich mehr Banken, als die Marktwirtschaft im freien Wettbewerb mit ausreichenden Gewinnen und ausreichenden Eigenmitteln ausstatten kann. Dann sollte man an den Spruch „weniger ist mehr!“ denken. (Robert Jenkins: Systemic Risk and the Investment Professional)
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Donnerstag, 8. Mai 2014

So Eine Sauerei mit den Bankenprüfern!

"Die Vorgehensweise der FMA sei „eine Sauerei“, die er, Pröll, sich nicht gefallen lasse; Pribil habe es allein der ÖVP zu verdanken, dass er in der Notenbank sitze, ohne Partei wäre er „nichts“. Pribil stand auf, um Pröll zu beruhigen, was diesen allerdings noch mehr aufbrachte. Pröll drohte: Er werde dafür sorgen, dass Pribil nicht mehr lange in der Notenbank sitze; und überhaupt werde er dafür sorgen, dass Pribil und Helmut Ettl (FMA-Vorstand seit 2008) in diesem Land keinen Job mehr bekämen".

Der NÖ Landeshauptmann Erwin Pröll verliert laut PROFIL seine Geduld, weil ein Bankenprüfer persönliche Undankbarkeit an den Tag legt.