Bei der Frage
eines Untersuchungsausschusses zur HypoAlpeAdria geht es nicht darum, Schuldige zu
finden. Stattdessen sollte es darum gehen, Transparenz zu schaffen. Die HAA
kostet die Steuerzahler viel Geld. Die Steuerzahler haben einen Anspruch auf
Transparenz.
PS: ich war in den 2000er Jahren Deutschland-Geschäftsführer der RLB-OÖ mit Sitz in München. In unserem OberösterreichHaus führten wir auch ein Kellerrestaurant. Die Zentrale der BayernLB war gegenüber an der Brienner Strasse und ich hatte deren Vorstände des öfteren zu Gast. Ich konnte hautnah Agonie und Ekstase miterleben: Agonie, als der BayernLB die BAWAG durch die Lappen ging. Ekstase, als man mit der HAA eine ‚noch viel bessere Bank‘ gefunden hatte. Agonie, als sich herausstellte, dass die HAA ein Milliardengrab war. Und dann die Ekstase, dass man dieses Problem so einfach loswerden konnte.
Wenn man
außer Zweifel stellt – wie das jetzt viele tun –, dass die Bayern im Dezember
2009 glaubwürdig damit drohen konnten, die Bank in die Insolvenz zu schicken,
dann hat man eine grundfalsche Prämisse geschaffen, auf der sämtliche
Folgefehler basieren. Die BayernLB konnte damals zwar mit einer Insolvenz
drohen, glaubhaft konnte sie dies jedoch mit Sicherheit nicht tun! Vielmehr: niemand konnte im Dezember 2009
glaubhaft mit einer Insolvenz drohen, auch nicht die Republik Österreich, weil jeder wußte, dass eine Insolvenz
inmitten größter Nervosität auf den Finanzmärkten unvorhersehbare
Folgewirkungen haben würde.
Um dies zu
verdeutlichen, erinnere ich an einen kurzen Blog Post von Prof. Paul Krugman
vom 15. April 2009. Prof. Krugman stellte dort die Frage: „Is Austria doomed?“
Basierend auf Daten des IWF behauptete Krugman, dass das Osteuropa-Engagement
österreichischer Banken „off the chart“ sei und dass Österreich eine gewaltige
Krise bevorstehe. Krugman’s kurzer Blog Post schlug auf den Märkten ein wie
eine Bombe. Ein Run auf Österreichs Banken war im Entstehen. Dominique
Strauss-Kahn, damals Chef des IWF, musste eiligst nach Wien fliegen und sich
öffentlich entschuldigen, dass die IWF Daten, die Krugman verwendet hatte,
fehlerhaft waren. Man müsse sich um Österreich keine Sorgen machen. Soviel zur
damaligen Nervosität auf den Finanzmärkten.
Die BayernLB
ist de fakto eine Staatsbank und mit zahlreichen Tochtergesellschaften in der
ganzen Welt vertreten. Jeder Handelspartner jeder dieser Tochtergesellschaften
geht davon aus, dass hinter der jeweiligen Tochtergesellschaft die
konsolidierte Bonität der BayernLB steht (und letztendlich der Freistaat Bayern
als Haupteigentümer). In Einzelfällen bestätigt die BayernLB via
Patronatserklärungen und/oder Letters of Comfort, dass sie „in Höhe ihrer
Anteilsquote dafür Sorge tragen wird, dass die Tochergesellschaft ihre
vertraglichen Verpflichtungen erfüllen kann“. Details sind im Geschäftsbericht
der Bayern LB zu finden.
Man möge sich
folgende Schlagzeile in internationalen Medien am 14. Dezember 2009 vorstellen:
„BayernLB schickt ihre größte Tochtergesellschaft, an der sie mit 67,08%
beteiligt ist, in Konkurs!“ Die BayernLB und der Freistaat hätten postwendend
wesentlich größere Probleme gehabt, als nur die HAA!
Die
Ausfallshaftungen Kärntens spielten im Dezember 2009 bestenfalls eine
untergeordnete Rolle. Auch ohne diese Ausfallshaftungen hätte man eine Einigung
verhandeln müssen, weil es damals vorrangig nicht um eine mögliche Insolvenz
Kärntens ging, sondern um eine mögliche, weltweite Finanzkrise ungeahnten Ausmaßes. In
einer solchen Finanzkrise hätte eine Insolvenz Kärntens kaum Schlagzeilen
gemacht.
Der
Grundfehler passierte in der Nacht auf Montag, 14. Dezember 2009. Die Bayern
waren angereist mit einem entweder/oder Ultimatum: entweder übernimmt die
Republik die HAA oder diese wird von den Bayern fallen gelassen. Das ist eine
legitime Verhandlungsposition. Nicht legitim ist jedoch, dem Partner einen Kauf
aufzuzwingen, wenn dieser nicht wissen kann, welche Risiken er kauft. Das ist
als sittenwidrig zu werten. Und extrem ungeschickt ist es, wenn dieser Partner den Bluff nicht erkennt.
Richtig wäre
gewesen, das Ultimatum der Bayern zu akzeptieren, es jedoch mit der
Verpflichtung beider Seiten zu verbinden, am Ende einer Prüfungsperiode (5-10
Jahre) den Gesamtschaden zu teilen. Ein möglicher Verteilungsschlüssel wären
die Eigentumsprozentsätze gewesen (Bayern 67,08%; Österreich 32,92%). Um diesen
Verteilungsschlüssel hätte man eine ganze Nacht streiten sollen; nicht über ein
entweder/oder.
Stattdessen
hat man nicht nur unnötigerweise der BayernLB ein Riesenproblem abgenommen,
sondern man hat ihr zusätzlich ein Mitspracherecht bei zukünftigen,
maßgeblichen Entscheidungen eingeräumt. Der ehemalige Finanzminister und
Vizekanzler Österreichs, Dr. Hannes Androsch, nannte dies trefflicherweise
„kein optimales Verhandlungsergebnis“. Finanzminister Spindelegger parliert über die gute Verhandlungsposition, in der er jetzt die Republik gegenüber den
Bayern sieht. Er erkennt nicht, dass er sich in eine Bittstellerrolle
hineinmanövriert hat: er und die Regierung haben sich für eine Bad Bank Lösung
entschieden, die bis September umgesetzt werden muss. ABER: umgesetzt kann sie
nur werden, wenn die BayernLB dem zustimmt. Welche dieser beiden
Verhandlungspositionen erscheint günstiger?
PS: ich war in den 2000er Jahren Deutschland-Geschäftsführer der RLB-OÖ mit Sitz in München. In unserem OberösterreichHaus führten wir auch ein Kellerrestaurant. Die Zentrale der BayernLB war gegenüber an der Brienner Strasse und ich hatte deren Vorstände des öfteren zu Gast. Ich konnte hautnah Agonie und Ekstase miterleben: Agonie, als der BayernLB die BAWAG durch die Lappen ging. Ekstase, als man mit der HAA eine ‚noch viel bessere Bank‘ gefunden hatte. Agonie, als sich herausstellte, dass die HAA ein Milliardengrab war. Und dann die Ekstase, dass man dieses Problem so einfach loswerden konnte.
PPS: Jörg Haider
hatte die BayernLB beim Verkauf der HAA
buchstäblich über den Tisch gezogen. Im Dezember 2009 haben sich die BayernLB
und der Freistaat Bayern erfolgreich revanchiert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen