Griechenland scheint durch Corona eine Neugeburt zu erfahren. Plötzlich gilt vieles von dem, was Griechenland früher ‚ausgezeichnet‘ hat im negativen Sinn (inkompetente Politiker, permanenter Streit, inkompetente Verwaltung, etc.) nicht mehr. Die politische Führung unter Premier Minister Kyriakos Mitsotakis ist plötzlich vorbildlich. Das Corona-Problem wurde sehr frühzeitig als ernstes Problem erkannt und man hat nicht lange herumlaviert. Konsequente, rationale Maßnahmen (d. h. Maßnahmen basierend auf Fakten) wurden eingeführt und konsequent umgesetzt (früher und konsequenter als in Österreich). Man stelle sich vor: kein Ausgang ohne eine vorherige SMS an eine behördliche Stelle! Die Einhaltung der Maßnahmen wird von der Exekutive streng geprüft: in den ersten 3 Wochen der Maßnahmen summierten sich Strafen wegen Nichteinhaltung auf 4,2 Millionen Euro.
Die Improvisationsfähigkeit und Kreativität der Griechen haben jetzt ein Heimspiel. Griechenland wird beispielsweise derzeit radikal digitalisiert. Zustellservice via Internet für alle möglichen Produkte, nicht nur Lebensmittel, gab es in größeren Städten schon seit längerem. Dieses System wird derzeit rasant ausgebaut, ist bereits eine Selbstverständlichkeit und funktioniert ausgezeichnet (Zustellung gleichtägig, wohlgemerkt!).
Verrückte Ideen wurden sofort gestoppt. Sogar gegenüber der Kirche hat die Regierung Rückgrat gezeigt und sich auch durchgesetzt. In der Vergangenheit hat es eine Regierung nie gewagt, gegen die Kirche Position zu beziehen. Jetzt hatte die Kirche zunächst darauf bestanden, weiterhin Gottesdienste abzuhalten, noch dazu mit der Kommunion. Es hat nicht lange gedauert, bis die Kirche einen Rückzieher machte. Respekt! Das hätte ich mir vorher nicht vorstellen können.
Das Gesundheitssystem ist meines Wissen voll funktionsfähig. Man hört nichts über große Dramen. Allerdings sind die griechischen Corona-Ziffern wirklich sehr niedrig. eine direkte Konsequenz der konsequenten Politik. Aktueller Stand: 1.755 Infizierungen mit 79 Todesfällen (zum Vergleich das kleinere Österreich: 12.519 Infizierungen mit 243 Todesfällen).
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden brutal sein, weil Griechenland so stark vom Dienstleistungssektor, vor allem vom Fremdenverkehr, abhängig ist. Aber im Gegensatz zu früher wird sich Griechenland diesmal in guter Gesellschaft befinden. Die derzeitigen Corona-Maßnahmen bewegen sich – wie in Österreich – bei ca. 10% der wirtschaftlichen Jahresleistung.
Es gibt ein Risiko, an das man gar nicht denken möchte, denn sollte es schlagend werden, dann wird die Hölle los sein, nicht nur in Griechenland, sondern auch in der EU. Bisher hat sich Corona in den Flüchtlingslagern noch nicht wirklich breit gemacht. Beim Zustand dieser Lager ist das ein reines Wunder. Sollte es da in einem Lager von 20.000+ Flüchtlingen zu einem größeren Ausbruch kommen, dann habe ich nicht die geringste Ahnung, wie man der Sache Herr werden könnte. Da schlummert möglicherweise eine Zeitbombe.
Anfang März setzte die Regierung das Asylrecht wegen Gefahr in Verzug außer Kraft. Man versprach, dass dies nur eine vorübergehende Maßnahme für 1 Monat sein würde. Prompt wurde Griechenland von vielen Medien und Politikern verurteilt. Fast so schlimm wie Ungarn, meinte man. Dieser Monat lief Anfang April aus – und ohne viel Gedöns hat man auch den obigen Eingriff auslaufen lassen.
Noch einmal: Griechenland agiert derzeit nicht nur wie ein ’normales Land’ (im Gegensatz zu früher), sondern auch vorbildlich in allen Bereichen. Und mit Erfolg, wie man an den Ziffern sieht. Wenn man mit den Griechen, vor allem in der Politik, einigermaßen vertraut ist, kann man nur staunen, dass jetzt nicht gestritten wird. Im Gegenteil, es wird konstruktiv zusammengearbeitet. Selbst Alexis Tsipras klingt versöhnlich!
Vor ein paar Tagen wurde Premier Minister Mitsotakis auf CNN 15 Minuten lang von Christiane Amanpour interviewt. Von Mitsotakis’ Performance könnte sich selbst unser Super-Bundeskanzler noch etwas abschauen.
Originalveröffentlichung hier.
Die Improvisationsfähigkeit und Kreativität der Griechen haben jetzt ein Heimspiel. Griechenland wird beispielsweise derzeit radikal digitalisiert. Zustellservice via Internet für alle möglichen Produkte, nicht nur Lebensmittel, gab es in größeren Städten schon seit längerem. Dieses System wird derzeit rasant ausgebaut, ist bereits eine Selbstverständlichkeit und funktioniert ausgezeichnet (Zustellung gleichtägig, wohlgemerkt!).
Verrückte Ideen wurden sofort gestoppt. Sogar gegenüber der Kirche hat die Regierung Rückgrat gezeigt und sich auch durchgesetzt. In der Vergangenheit hat es eine Regierung nie gewagt, gegen die Kirche Position zu beziehen. Jetzt hatte die Kirche zunächst darauf bestanden, weiterhin Gottesdienste abzuhalten, noch dazu mit der Kommunion. Es hat nicht lange gedauert, bis die Kirche einen Rückzieher machte. Respekt! Das hätte ich mir vorher nicht vorstellen können.
Das Gesundheitssystem ist meines Wissen voll funktionsfähig. Man hört nichts über große Dramen. Allerdings sind die griechischen Corona-Ziffern wirklich sehr niedrig. eine direkte Konsequenz der konsequenten Politik. Aktueller Stand: 1.755 Infizierungen mit 79 Todesfällen (zum Vergleich das kleinere Österreich: 12.519 Infizierungen mit 243 Todesfällen).
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden brutal sein, weil Griechenland so stark vom Dienstleistungssektor, vor allem vom Fremdenverkehr, abhängig ist. Aber im Gegensatz zu früher wird sich Griechenland diesmal in guter Gesellschaft befinden. Die derzeitigen Corona-Maßnahmen bewegen sich – wie in Österreich – bei ca. 10% der wirtschaftlichen Jahresleistung.
Es gibt ein Risiko, an das man gar nicht denken möchte, denn sollte es schlagend werden, dann wird die Hölle los sein, nicht nur in Griechenland, sondern auch in der EU. Bisher hat sich Corona in den Flüchtlingslagern noch nicht wirklich breit gemacht. Beim Zustand dieser Lager ist das ein reines Wunder. Sollte es da in einem Lager von 20.000+ Flüchtlingen zu einem größeren Ausbruch kommen, dann habe ich nicht die geringste Ahnung, wie man der Sache Herr werden könnte. Da schlummert möglicherweise eine Zeitbombe.
Anfang März setzte die Regierung das Asylrecht wegen Gefahr in Verzug außer Kraft. Man versprach, dass dies nur eine vorübergehende Maßnahme für 1 Monat sein würde. Prompt wurde Griechenland von vielen Medien und Politikern verurteilt. Fast so schlimm wie Ungarn, meinte man. Dieser Monat lief Anfang April aus – und ohne viel Gedöns hat man auch den obigen Eingriff auslaufen lassen.
Noch einmal: Griechenland agiert derzeit nicht nur wie ein ’normales Land’ (im Gegensatz zu früher), sondern auch vorbildlich in allen Bereichen. Und mit Erfolg, wie man an den Ziffern sieht. Wenn man mit den Griechen, vor allem in der Politik, einigermaßen vertraut ist, kann man nur staunen, dass jetzt nicht gestritten wird. Im Gegenteil, es wird konstruktiv zusammengearbeitet. Selbst Alexis Tsipras klingt versöhnlich!
Vor ein paar Tagen wurde Premier Minister Mitsotakis auf CNN 15 Minuten lang von Christiane Amanpour interviewt. Von Mitsotakis’ Performance könnte sich selbst unser Super-Bundeskanzler noch etwas abschauen.
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