Im Dezember 2009 kaufte die Republik Österreich der BayernLB
die Hypo Alpe Adria (HAA) für angeblich
1 Euro ab. Heute steht die Republik laut Medienberichten vor der Wahl, bis zu
12 Mrd.EUR für die Sanierung der HAA auszugeben oder rund 5 Mrd.EUR weniger,
indem sie eine geordnete Insolvenz herbeiführt. Was sich zwischen der Übernahme
und bis zur heurigen Wahl abspielte, war nicht nur eine Posse, sondern deren
mehrere. Zum Zeitpunkt der Übernahme war die Lage jedoch sehr ernst und jetzt
ist sie es wieder. Durch die Possen dazwischen hat sich die Republik in eine
Lage manövriert, wo sie nur mehr zwischen zwei Übeln entscheiden kann, ohne zu
wissen, welches das größere Übel ist. Ein klassisches Eigentor.
Vorab: im Dezember 2009 war eine Insolvenz der HAA keine
erstzunehmende Alternative. Am 15. April 2009 schrieb Prof. Paul Krugman einen
kurzen Blog Post, in dem er die Frage stellte: „Is Austria doomed?“ Basierend
auf Daten des IWF behauptete Krugman, dass das Osteuropa-Engagement
österreichischer Banken „off the chart“ sei und dass Österreich eine gewaltige
Krise bevorstehe. Dies inmitten größter Nervosität auf den Finanzmärkten.
Krugman’s kurzer Blog Post schlug auf den Märkten ein wie
eine Bombe. Ein Run auf Österreichs Banken war im Entstehen. Dominique
Strauss-Kahn, damals Chef des IWF, musste eiligst nach Wien fliegen und sich
öffentlich entschuldigen, dass die IWF Daten, die Krugman verwendet hatte,
fehlerhaft waren. Man müsse sich um Österreich keine Sorgen machen.
Die Situation konnte beruhigt werden. Man stellt sich lieber
nicht vor, was passiert wäre, wenn nur wenige Monate später eine
systemrelevante österreichische Bank mit großem Osteuropa-Engagement in Konkurs
gegangen wäre.
Die Posse ist, dass man sich 3-1/2 Jahre lang mit der Frage
beschäftigt hat: Wie kann man dem Steuerzahler einen Schaden verheimlichen, der
auf lange Sicht nicht verheimlicht werden kann? Offenbar hat man sich an John
Maynard Keynes orientiert, der einmal meinte, dass wir auf lange Sicht eh alle
tot sein werden.
Der Grundfehler passierte in der Nacht auf Montag, 14.
Dezember 2009. Die Bayern waren angereist mit einem entweder/oder Ultimatum:
entweder übernimmt die Republik die HAA oder diese wird von den Bayern fallen
gelassen. Das ist eine legitime Verhandlungsposition. Nicht legitim ist jedoch,
dem Partner einen Kauf aufzuzwingen, wenn dieser nicht wissen kann, welche
Risiken er kauft. Ich würde behaupten, dass das sittenwidrig ist.
Richtig (und m. E. auch möglich) wäre gewesen, das Ultimatum
der Bayern zu akzeptieren, es jedoch mit der Verpflichtung beider Seiten zu
verbinden, am Ende einer Prüfungsperiode (5-10 Jahre) den Gesamtschaden zu
teilen. Ein möglicher Verteilungsschlüssel wären die Eigentumsprozentsätze
gewesen (Bayern 67,08%; Österreich 32,92%). Um diesen Verteilungsschlüssel
hätte man eine ganze Nacht streiten sollen; nicht über ein entweder/oder.
Und jetzt? Die
österreichische Regierung wird die geballte Kraft ihres Neuen Regierens
einsetzen, um die Steuerzahler davon zu überzeugen, dass eine Mehrausgabe von 5
Mrd.EUR in Wirklichkeit eine Ersparnis von 5 Mrd.EUR (oder sogar mehr) ist. Das
wird für die Zuschauer unterhaltsam werden; für die Steuerzahler leider nicht.
Man wird Weltuntergangsszenarien präsentieren für den Fall,
dass man die zusätzlichen 5 Mrd. EUR nicht ausgibt. Am Ende des Tages wird man
die 5 Mrd.EUR ausgeben. Nur dumm, dass jetzt ein internationaler Consulter
behauptet, dass es zu keinem Weltuntergang käme, würde sich die Republik 5
Mrd.EUR sparen wollen. Noch dazu ein äußerst prominenter Consulter. Wer immer
diese Studie in Auftrag gegeben hat, ist jetzt sicherlich kein glücklicher
Mensch. Dumm gelaufen! Wie kann man nur so dumm sein, einen anerkannten
internationalen Consulter zu befragen, wie man Geld sparen könnte, wenn es in
Österreich genügend Experten gibt, die genau wissen, wie man das nicht tut?!?
Originalveröffentlichung hier.
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